Mein letzter Artikel hat viel mehr Anklang gefunden als ich erwartet habe. Und es freut mich besonders, dass ich viele positive Reaktionen von euch allen bekommen habe. Am Wochenende habe ich ein paar gute Gespräche über Vorsätze und Routinen geführt. Meine Erkenntnis aus diesen Gesprächen und euren Reaktionen ist der kollektive Wunsch nach einem gesundem Lebensstil. Ob ihr Gewicht reduzieren, oder auf Alkohol oder Schokolade verzichtet – die meisten Vorsätze, die ihr für euch aufstellt, haben das Ziel, gesünder zu leben.
In diesem Beitrag möchte ich mit euch teilen, seit wann und warum Gesundheit für mich eine so wichtige Rolle spielt und was ich tue, um möglichst zufrieden mit meinem Körper zu leben.
Anknüpfend an den Gedanken, mit dem ich meinen letzten Artikel beendet habe, sind mein gesunder Körper und Geist eine wichtige Grundlage für jedes erfolgreiche und wirkungsvolle Handeln. Nur, wenn ich fit und klar im Kopf bin, kann ich wirklich etwas bewegen und erreichen – sei es beruflich oder privat. Und deshalb ist die Pflege so enorm wichtig. Wie bei einem Auto, das dich von A nach B bringt und ohne das du weniger mobil wärst, braucht auch dein Körper den richtigen Kraftstoff, ab und zu eine Inspektion, aber auch durchgehend Bewegung. Denn nur so sind weite Fahrten und eine lange Nutzungsdauer möglich.
Meine Geschichte
Ich habe in meinen 20ern so gelebt, wie vermutlich viele von euch. Ich habe mich schlecht ernährt, zu wenig geschlafen und zu viel gearbeitet. Ich bin davon ausgegangen, dass mir das nichts anhaben kann. Ich war schon immer der Starke, der nach seinen Brüdern schaut, seinen Freundeskreis organisiert und gleichzeitig ein Unternehmen mit aufbaut. Die Arbeit und andere waren mir immer wichtiger als ich mir selbst.
Und dann hat es mich von jetzt auf gleich lahm gelegt, als ich Mitte 2017 mit einer Nervenkrankheit diagnostiziert wurde und vier Wochen mit starken Schmerzen ans Bett gefesselt war. Der Arzt war sehr deutlich: Die Krankheit war stressbedingt. Für mich brauchte es dieses eine Ereignis um aufzuwachen und zu hinterfragen, was ich falsch gemacht hatte. Ich nahm mir vor, dass nicht erst noch etwas Schlimmeres passieren musste, damit ich das Heft selbst in die Hand nehme. Es hat über ein Jahr Zeit und weiteren wichtigen Input aus meinem Freundes- und Kollegenkreis gebraucht, um zu realisieren, was es für mich bedeutet, ein gesundes Leben zu führen.
Drei Bausteine
Weil ich schon immer gerne Sport gemacht und daher einen guten Zugang zu sportlichen Aktivitäten hatte, war es für mich bequem, greifbar und daher naheliegend, einen gesunden Lebensstil gleichzusetzen mit körperlicher Betätigung. Mein Motto war: „Wenn ich nur oft genug Sport mache, dann wird sich mein Problem in Luft auflösen.“ Nach einem halben Jahr arbeitete ich immer noch zu viel, brachte einige Pfunde mehr auf die Waage und war alles andere als in Balance.
Ich realisierte, dass es bei einem Auto auch nicht ausreicht, regelmäßig einen Ölwechsel zu machen, wenn du den falschen Kraftstoff tankst. Und ab und zu bedarf es auch eines Software-Updates. Neben einem Mehr an Bewegung überlegte ich mir, wie ich mich besser ernähren und auch meinen Kopf frei bekommen kann.
Weder ist ein Studium noch eine Ausbildung erforderlich, um herauszufinden, welche Dinge positiv auf deine körperliche und mentale Gesundheit einzahlen. Du weißt selbst am besten, was dir gut tut. Und wenn du es noch nicht weißt, kannst du es mit wenig Aufwand herausfinden.
Ähnlich wie bei Routinen im Allgemeinen, sind die besten Maßnahmen zum Aufbau eines gesunden Lebensstils natürlich individuell. Ich kann beispielsweise sehr gut entspannen, wenn ich einen ganzen Tag in der Sauna liege. Anderen bereitet allein der Gedanke daran schon Stress. Und auch hier sind es die kleinen Dinge, die den Unterschied machen. Wenn ich den nächsten Zahnarztbesuch ohne Nervenzusammenbruch überstehen möchte, fange ich vielleicht doch mal an, regelmäßig Zahnseide zu verwenden.
Die Liste an Gewohnheiten, die ich einsetze, ist zu lang, um sie hier zu teilen. Ich möchte euch hier von drei Erfahrungen berichten, die für mich einen großen Unterschied gemacht haben.
1. Arbeitszeiten und -umfeld
Vielen fällt es schwer diesem Thema genügend Aufmerksamkeit zu schenken. Mit einem Job im Büro, dem Plan einer Karriere vor Augen und der nächsten Gehaltserhöhung im Kopf, sind Überstunden en masse oft vorprogrammiert. Daran etwas ändern zu wollen fühlt sich nicht nur wie ein Verrat gegenüber deinen Kollegen an, sondern wäre auch ein Eingeständnis, dass du es nicht schaffst, mitzuhalten und daher ein Zeichen von Schwäche.
Meine Erkenntnis ist, solche Dinge in Relation zu sehen. Für mich wäre es ein deutlich größeres Zeichen von Schwäche, mit 40 nach einem Schlaganfall im Rollstuhl zu sitzen. BAM! Um eines klarzustellen: Ich bin das Musterbeispiel für jemanden, der lange Zeit kein gutes Vorbild war, obwohl genau dies mein Ziel war. Ich war immer online, habe auch am Wochenende gearbeitet. Erwartet habe ich es von meinen Kollegen und Mitarbeitern nicht, dass sie es mir gleich tun. Getan haben sie es trotzdem – und das geht auf meine Kappe.
Den meisten Menschen fällt es einfacher, in ihrer Freizeit Bemühungen um ein gesünderes Leben anzustellen. Dort haben sie mehr Kontrolle und gehen Diskussionen mit ihren Vorgesetzten aus dem Weg. Den meisten Teil unserer wachen Zeit verbringen wir aber nunmal auf der Arbeit, also ist der Hebel für Verbesserungen klarerweise sehr groß. Was könnt ihr konkret tun?
- Meine größte Lektion war, dass ich nur mit einem harten „Controlling“ meiner Arbeitszeit etwas bewegen kann. Das erfordert viel Disziplin, die ich erst aufbauen musste. Für mich hat ein früherer Feierabend am besten geklappt, wenn ich mir Anlässe geschaffen habe, um meinen Schreibtisch zu verlassen. Das sind entweder Verabredungen mit Freunden und Bekannten zum Abendessen oder fix in den Kalender eingetragene Sport-Sessions (am besten auch mit einem Trainingspartner).
- Keine oder sehr begrenzte Arbeit am Wochenende. Das Wochenende ist dazu da, um abzuschalten und nicht, um liegengebliebene Arbeitspakete aufzuholen. Auch bei Anrufen von meinem Chef à la „Kannst du mal eben…?“ ist ein erstes klares Nein meist der wichtigste Schritt in Richtung Besserung. Klar gibt es Ausnahmen, wenn der Baum mal wirklich brennt. Diese sollten klar benannt und nicht zur Regel werden dürfen. Zu dieser Regel zählt für mich im übrigen auch das Lesen von dienstlichen E-Mails oder Chats.
- Wenn du krank bist, bringt es weder dir noch deinen Kollegen etwas, wenn du dich ins Büro schleppst. Wenn die Gefahr besteht, dass du andere ansteckst, ist es sogar für alle Beteiligten vernünftiger, wenn du zu Hause bleibst. Wenn du dich fit genug fühlst und es möglich ist, arbeite von zu Hause. Ansonsten ist Ruhe angesagt. Nur mit einem gesunden Körper kannst du wieder Höchstleistung bringen.
Überlegt mal: Je gesünder ihr seid, desto mehr bringt ihr auch eure Karriere und euer Unternehmen weiter.
2. Motivation zu mehr Bewegung
Wie in meinem letzten Artikel beschrieben, gibt es deutliche Unterschiede darin, wie sich Menschen zu mehr Bewegung motivieren können. Mich motiviert es nicht, wenn mir ein Fitnessstudio monatlich meinen Beitrag vom Konto abbucht. Frage dich doch einmal in Ruhe, welche deiner positiven Eigenschaften du für ein Mehr an Bewegung nutzen kannst. Meine Antwort: Ich bin gesellig, sozial, ehrgeizig und lasse mich von Technologie begeistern. Also funktionieren folgende Ansätze bei mir:
- Ich melde mich zusammen mit Freunden zu sportlichen Challenges an. Das können 10km- oder matschreiche Hindernisläufe sein. Das Ziel ist es für uns immer, in der Gruppe ins Ziel zu kommen. Wichtiger noch ist die regelmäßige, gemeinsame Vorbereitung und die Trainingseinheiten. Die Events selbst sind dann immer ein Highlight inklusive gemeinsamer Anfahrt, manchmal auch verbunden mit einem Wochenend-Trip in eine andere Stadt oder Region. Mein favorisiertes Event für Hindernisläufe ist die XLETIX-Reihe in vielen verschiedenen Städten.
- Seit einigen Monaten habe ich eine Sportuhr, die meine Einheiten und auch meinen sportlichen Fortschritt festhält. Sie misst außerdem täglich meine Aktivität. Bei jedem Blick auf die Uhr sehe ich, wie nah ich an meinem täglichen Aktivitätsziel bin und die Uhr erinnert mich daran, mich bei langer Inaktivität mal wieder zu bewegen. Seitdem habe ich wesentlich öfter Treppen statt Fahrstühle, Fußwege statt Bahnen und mein Fahrrad statt des Autos zur Fortbewegung gewählt.
Also: Sucht euch sportliche Mitstreiter und überlegt, was euch persönlich zu mehr Bewegung motiviert.
3. Belohnungen statt Verzicht
Der Mensch ist ein komplexes Wesen. Eine psychologische Erkenntnis aus meiner Praxis in der Kundenbetreuung ist, dass Menschen eher mit Belohnungen, als mit der Androhung einer Strafe zu einem bestimmten Verhalten bewegt werden können.
So gönne ich mir ein gutes Essen oder ein Glas Bier oder Wein nach anstrengenden Sporteinheiten. Oder ich esse etwas eher Ungesundes, wenn ich einen Vorsorgetermin bei einem Arzt überstanden habe, den ich lieber vermieden hätte. Entscheidend dabei ist, dass die Belohnung immer etwas besonderes für dich bleibt und du dich zurückhalten kannst, wenn du dein Ziel nicht erreichst. Für mich heiligt der Zweck die Mittel solange, wie beides in einem gesunden Verhältnis steht. Nach einer gemütlichen 20-minütigen Laufeinheit bleibt die Haxe danach natürlich tabu.
Unter dem Strich…
…bleibt die Abwägung, welchen Nutzen eine Maßnahme hat. Bekomme ich den Kopf abends besser frei, wenn ich eine halbe Stunde später Netflix ausmache und dafür auf wertvollen Schlaf verzichte und am nächsten Tag nicht ausgeschlafen bin? Eher nicht.
Am Ende bleibt jedem selbst überlassen, wie wichtig ihm seine und ihre Gesundheit ist. Ich habe für mich gelernt, dass mein gesunder Körper und Geist die wichtigsten Energiequellen sind, die ich habe. Und wir entscheiden, wie wir mit ihnen umgehen. Im Vergleich zu einem Auto können wir es uns nicht leisten, Körper und Geist zu verheizen – denn wir haben nur einen.
Zeit ist das wichtigste Gut, das wir in unserem Leben haben. Für mich ist die Formel einfach: Je länger und weiter uns Körper und Geist tragen, desto mehr Zeit haben wir.
Was tut ihr, um gesünder zu leben? Und welche Gewohnheiten helfen euch dabei? Ich freue mich auf eure Kommentare!
Toller Beitrag, habe echt genossen ihn zu lesen!
Gerade beim Teil mit der Fitnessuhr musste ich schmunzeln, weil ich mir vor einigen Tagen selbst so ein Teil zugelegt habe – bei mir aber mehr als „Kontrollorgan“, ob ich meine Vorsätze für den Tag eingehalten habe. Ich synchronisiere nur einmal am Tag mit dem Handy und checke den letzten Tag. Denn nachhaltig verändern wird sich der Lebensstil, so denke ich nur, wenn der angepasste, gewollte Lebensstandard zur „Gewohnheit“ wird.
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Hallo Poldi,
danke für deine Nachricht! Stimme dir zu!
Ich hätte nie gedacht, dass sich die Uhr so positiv bei mir auswirkt. Ich habe mich lange gewehrt, aber dann eingesehen, dass ich sie für das Triathlon-Training wirklich unumgänglich ist.
Ich synchronisiere auch nur ein Mal am Tag, ich finde, dass das völlig reicht.
Dein Gedanke zum Übergang in eine Gewohnheit ist spannend. Bei mir ist es so, dass mir alles so viel einfacher fällt, wenn es zur Gewohnheit wird. Dann muss ich mich nicht mehr motivieren, dann denke ich an alles von selbst.
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